Moria - Khazad-dûm - Die Zwergenbinge
Die Erben Durins bewohnen eine der prachtvollsten und geheimnisumwobensten Hallen
in Mittelerde.
Das Zwergenheim, das Menschen und Elben als Moria (Schwarzer Abgrund) kennen,
ist ein weitläufiger Komplex von Höhlen und Gängen; er enthält Bergwerke, Schmieden
und eine ganze Stadt unter den drei Bergen Zirak-zigil, Barazinbar und Bundushathur.
Die Zwerge gewähren Außenstehenden nur ungern Einblick in die Geheimnisse ihrer
unterirdischen Stadt und haben selbst ihre engsten nicht zwergischen Freunde
immer fest im Auge, wenn diese nach Khazad-dûm zu Besuch kommen. Die beiden Eingänge
nach Moria liegen in der Nähe der jeweiligen Zugänge zum Rothornpass, einem der
weniger Pässe über das Nebelgebirge.
Das Osttor ist eindrucksvoll und gut gekennzeichnet, während das Westtor, wenn
es geschlossen ist, nahezu unsichtbar und uneinnehmbar ist, ausgenommen für die
Bewohner der Zwergenhallen.
Das Haus Durins ist eines der ältesten und am höchstem
geachteten unter den sieben Adelsgeschlechtern der Zwerge.
Der König von Moria beansprucht zwar keinen formalen Titel über andere zwergische
Siedlungen und fordert auch keiner Tribut, aber er genießt stillschweigend Autorität
über aller Naugrim.
Diese Autorität liegt begründet in einem merkwürdigen zwergischen Glauben, dass
der Geist Durins sich alle paar Generationen in der königlichen Linie manifestiert.
Durin wird von den Zwergen mehr verehrt als alle anderen Väter der Naugrim, was
vielleicht die Position Morias zu verstehen hilft.
Morias Macht gründet sich sowohl auf seine Größe als auch auf seinen wirtschaftlichen
Einfluss, aber man sollte nicht die Bedeutung von Durins Vermächtnis unter den
Zwergen verkennen, die ihre Ahnen in höheren Ehren halten als die flüchtigen Elben
oder die ungestümen Menschen. In den Hallen von Khazad-dûm zollt man nach dem
König jenen den größten Respekt, die sich am meisterlichsten auf ihr Handwerk
verstehen, danach den größten Kriegern und den gewöhnlichen Arbeitern. Am geringsten
achten die Zwerge von Moria jene Naugrim, die als Händler oder Arbeiter in die
Außenwelt hinausziehen. Reichtum und Abstammung sind wichtige Faktoren bei der
Bestimmung des Status eines Zwergs, aber auch Alter und Beruf sind von hoher Bedeutung.
Die Zwerge sehen niemanden als ihren engen Bundesgenossen an, denn in ihrer traurigen
Geschichte hatten sie nur wenige wirkliche Freunde. Sie zählen die Dúnedain als
nützliche Partner, aber sie haben kaum zu tun mit den Nordmenschen oder den anderen
niederen Menschenvölkern. Seit König Durin III nach dem Fall von Eregion den
Elben seine Unterstützung in deren Kampf gegen Sauron verweigerte, hegen sie Groll
gegen die Elben. Orks betrachten sie mit dem bittersten Hass und
ergreifen jede sich bietende Gelegenheit, die Dunklen Rassen des Nebelgebirges
zu bekriegen.
Aufgrund des niederen Status, den Kaufleute in der zwergischen Gesellschaft genießen
und aufgrund des angeborener Misstrauens der Zwerge gegenüber Außenstehenden kommt
es nicht sehr oft zum Handel mit Moria. In den Gemeinwesen der Menschen besteht
große Nachfrage nach zwergischen Erzeugnissen, aber die Zwerge weigern sich, unter
anderen als ihrer eigenen Bedingungen zu verhandeln. Diese Politik führte zu exorbitanten
Preisen für zwergische Erzeugnisse, was den Handel mit Moria zu einem Austausch
reiner Luxusgüter machte.
Die wirtschaftlichen Unruhen im Gefolge der Pest ließen den Handel mit Moria fast
völlig zum Erliegen kommen. Seit der Pest halten überhaupt nur einige wenige hartgesottene
zwergische Abenteurer noch irgendeinen Kontakt mit der Außenwelt, was die allgemein
misstrauische Atmosphäre zwischen Zwergen und Menschen noch verstärkt. Außerdem
lassen die Zwerge keine einfachen Händler in ihre Hallen, sondern ziehen es vor,
Geschäfte in den Städten der Menschen abzuwickeln. Ihre langen, behäbigen Karawanen
sind ein häufiger Anblick auf den Straßen von Eriador und im nördlichen Gondor.
Am begehrtesten sind zwergische Metallarbeiten und Schmuckstücke. Selbst die Münzen
Morias sind begehrter als ihre von Menschen gefertigten Gegenstücke, was seinen
Grund in ihrem reineren Metallgehalt und kunstvoller Prägung hat.
Die Schmieden von Moria erzeugen die technisch fortgeschrittensten Gegenstände
aus Metall oder Stein in ganz Mittelerde. Nur die Elben in Ost-in-Edhil könnten
sich in ihrer Handwerkskunst mit den Schmiedemeistern von Moria messen. Glücklicherweise
liegt Moria nahe einem der reichsten und vielfältigsten Vorkommen von Erzen und
Edelsteinen in ganz Endor. Die Bergwerke von Moria bringen den Naugrim einen steten
Strom von unermesslichen Schätzen.
Am bemerkenswertesten ist hierbei Mithril, das Wahrsilber, das sich nur in den
Tiefen von Khazad-dûm findet. Jedoch sind die Zwerge nur ungern bereit,
ihre kostbarsten Schätze herzugeben, und die meisten ihrer Reichtümer sind dazu
verdammt, in ewiger Dunkelheit auf irgendeinem versteckten Hort zu liegen.
Die Zwerge von Khazad-dûm leben in einer der stärksten Festungen Mittelerdes,
dennoch halten sie eine recht große Armee in Waffen, um für zusätzliche Sicherheit
zu sorgen. Gelegentlich kreuzt einer ihrer neu gegrabenen Tunnel eine Orkbehausung
oder das Lager eines üblen Geschöpfs, das seit dem Ersten Zeitalter nicht gestört
wurde. In diesen Fällen bewaffnet sich das ganze Volk, um der Bedrohung entgegenzutreten. Nur eine äußerst mächtige und magische Kraft könnte die Zwerge aus ihrer Festung vertreiben.
Genau das geschah allerdings, als die Zwerge in ihrer Gier nach Edelsteinen und Mithril
immer tiefer gruben und so ein Ungeheuer befreiten, welches dort schlief: einen
leibhaftigen Balrog, welcher sich nach dem Krieg des Zorns hier versteckt hatte,
um die Zeit zu überdauern. Er erhob sich im Zorn und erschlug den König
und seinen Sohn Nain. Viele Zwerge flohen daraufhin und Moria wurde verlassen.
So wurde Moria, das Alte Khazad-dûm, aufgegeben und blieb bis weit ins Vierte Zeitalter verlassen.