Der Wald von Fangorn
Wie der Alte Wald in Eriador ist auch Fangorn ein Überrest jenes Waldes,
der einst den größten Teil der westlichen Mittelerde bedeckte, nahezu
so groß wie Endor selbst. Jede Pflanze, jeder Wasserlauf, jeder Stein und
jedes Fleckchen Erde in seinen Grenzen verkörpern dieses Erbe und scheinen
von einer einmaligen Lebendigkeit beseelt.
Unter den riesigen, dunklen Ästen des Waldes schlägt die Zeit anders
und schreitet langsamer voran als in der Außenwelt. Es ist eine unheimliche Umgebung, wie geschaffen für die uralten
Olvar, die hier unter den wachsamen Augen ihrer Enthirten leben. Ent ist ein altenglisches
Wort mit der Bedeutung "Riese" (vermutlich abgeleitet von "Eoten"),
das ein entsprechendes Wort in der Sprache von Rohan wiedergibt. Im Sindarin heißen
die Ents Onodrim, Singular Onod.
Der Wald von Fangorn erstreckt sich auf 200 km über ein Gebiet, das auf das
nordwestliche Calenardhon (Rohan) herabblickt. An der Stelle seiner größten
Ausdehnung ist er 160 km tief; seine westlichen Ausläufer reichen bis in
die engen Schluchten an der Ostseite des Nebelgebirges hinein. Dessen Gipfel versperren
den Zugang zu Fangorns entlegener Westgrenze, so dass der Wald in die Tiefebene
blickt. Und sogar hier wird er von dem ihn umgebenden Terrain beschützt.
Zwei Flüsse, der Limklar im Norden und der Onodló im Süden, fließen
gerade innerhalb der Grenzen Fangorns.
Im Angesicht der Unruhen, welche die umliegenden Regionen heimsuchten, blieb
Fangorn augenscheinlich immer ein Hort der Beständigkeit, ein verzauberter
Platz, dessen Legenden Eindringlinge abschrecken und den Wald in eine "magische"
Aura hüllen. Dadurch bleibt der Entwald eine geheimnisvolle Bastion, während
die Gebiete entlang seiner Grenzen einem ständigen Wechsel unterworfen
sind. Völker besiedeln und verlassen die benachbarten Länder, Kulturen
kommen und gehen, aber niemand
stört das dunkle, baumbestandene Reich.
Die Handelsrouten meiden den Wald, und kein Anzeichen gewöhnlicher Besiedlung
verunstaltet Fangorns Landschaft, die eine seltsame, wilde Insel inmitten
der Zivilisation des Nordwestens Mittelerdes bildet.
Trotz seiner Abgeschiedenheit besitzt Fangorn eine strategisch günstige
Lage. Die einfachste Nord-Süd-Verbindung zieht sich zwischen dem Anduin
und dem Nebelgebirge an der Ostgrenze des Entwaldes entlang und die Pforte
von Rohan liegt nahebei. Nur 95 km südwestlich kreuzen die besten Straßen
zwischen Eriador und dem übrigen Endor die Furten des Isen, wodurch die
Pforte große Bedeutung erlangt.
Die wichtigste Hauptstraße der zivilisierten Welt verbindet das mächtige
Gondor mit den Ländern westlich des Nebelgebirges.
Nachdem der Fangorn-Wald selbst über die Jahrtausende hinweg in der Geschichte
anderer gewöhnlich keine Rolle gespielt hatte, ziehen erst die Ereignisse
des Ringkrieges, der in den letzten Tagen des Dritten Zeitalters wütet,
auch die Ents und Huorns in den großen Kampf hinein.